Die Ryzen-Prozessoren von AMD bieten sehr viel Rechenleistung. Das macht sie nicht nur für Gamer interessant. Auch für Content Creators sind diese CPUs eine gute Wahl. Denn sie eignen sich hervorragend für leistungsstarke, aber preisgünstige Workstations. Die Wahl des richtigen Mainboards spielt jedoch eine wichtige Rolle.

Mit den Matisse-Prozessoren (Ryzen 3000) sind auch neue Hauptplatinen erschienen. Sie setzen auf den AMD X570-Chipsatz. Mainboards mit diesem AMD-Chip sind mit dem Mainstream-Sockel AM4 ausgestattet. Neben den klassischen Varianten für Heimanwender und Gamer gibt es aber auch Modelle mit dem Namenszusatz „Creator“ oder „Creation.“
Diese Art von Mainboards war bis zum Erscheinen von Ryzen 3000 nur für HEDT-CPUs wie Ryzen Threadripper oder Intel Xeon erhältlich. Was unterscheidet diese Boards vom Rest des Portfolios und was macht sie für Content-Creators interessant?
Was ist ein Content Creator?
Um das herauszufinden, lohnt sich ein Blick auf die Tätigkeiten und Arbeitswerkzeuge dieser Personengruppe: Content-Creation (engl. Inhalte erstellen), häufig auch als DCC (Digital Content Creation) bezeichnet, ist die Erstellung multimedialer Inhalte.
Dazu gehören Aufgabenbereiche wie 2D- und 3D-Grafikdesign sowie das Erstellen und Bearbeiten von Videos. Auch Webdesign und das Erstellen textbasierter Inhalte mithilfe eines Rechners zählen zur Erstellung von Inhalten.
Leistungsbedarf von Programmen
Schreibprogramme stellen heute keine Herausforderung mehr dar. Andere Anwendungen sind deutlich anspruchsvoller. 3D-Applikationen wie Cinema 4D, Videoschnitt-Programme wie Adobe Premiere Pro und die Compositing- und Animationssoftware Adobe After Effects benötigen viel Rechenleistung.
Ein leistungsstarker Rechner verkürzt die für Berechnungen benötigte Zeit. Projekte werden schneller gerendert. Im Profi-Bereich ist Zeit Geld. Einen solchen Rechner bezeichnet man allgemein als Workstation.

Workstation-Performance
Die Leistung einer Workstation kann im Prinzip nicht hoch genug sein. Systeme auf Basis von High-End-CPUs wie Intel Core X oder AMD Threadripper haben für lange Zeit dieses Maximum an Leistung repräsentiert. Viele Prozessorkerne, hohe Taktraten und viel Arbeitsspeicher waren der Spitzenklasse vorbehalten. Der Preis war entsprechend hoch.
Für etablierte Firmen stellt der Anschaffungspreis meist auch keine Hürde dar. Ein Workstation-Computer holt seine hohen Anschaffungskosten durch die Aufträge wieder rein, die mit seiner Hilfe realisiert werden.
Private und semiprofessionelle Anwender hatten jedoch das Nachsehen. Die Konfiguration eines leistungsstarken PCs mit Workstation-Performance ist inzwischen günstiger geworden. AMD bietet mit Ryzen 3000 “Matisse” und Ryzen 5000 „Vermeer“ sehr leistungsfähige Prozessoren an.
Die Kernfrage
AMD Ryzen 9 3900X, 3900XT und der neuere 5900X verfügen über zwölf Prozessorkerne. Beide Prozessoren können dank SMT 24 Threads gleichzeitig ausführen. Mit dem Ryzen 9 3950X und dem neueren 5950X bietet AMD zwei CPU-Modelle mit 16 Kernen und 32 Threads an.
Diese hohe Anzahl an Threads ermöglicht dem Prozessor das gleichzeitige Ausführen mehrerer Aufgaben. Dadurch können verschiedene Programme zur selben Zeit aktiv sein und mehrere Berechnungen parallel durchgeführt werden. Davon profitieren insbesondere Bild-, Ton- und Videobearbeitungsprogramme ebenso wie ein Browser mit sehr vielen offenen Tabs.
So viel Arbeitsspeicher braucht…
Die AMD-Prozessoren der Serien Zen 2 und Zen 3 können bis zu 128 Gigabyte Arbeitsspeicher mit extrem hohen Taktraten nutzen. Standardmäßig wird 3.200 MHz RAM-Takt unterstützt. Das ermöglicht sehr hohe Datenübertragungsraten von bis zu 25,6 GB/s.
Viele Hersteller bieten Arbeitsspeicher mit deutlich höheren Taktfrequenzen an, denn AMDs Ryzen-CPUs profitieren von einem hohen RAM-Takt. Entsprechende Speichermodule verfügen neben dem Standardprofil über ein zusätzliches XMP-Profil zur automatischen Konfiguration der maximalen Leistung. Durch die extrem hohe Bandbreite gelangen die Daten schneller zum Prozessor.
Für ein flüssiges Arbeiten benötigt man einen großen Zwischenspeicher: Aufwendigere Photoshop-Projekte können bereits 16 bis 32 GB Arbeitsspeicher befüllen. Beim Umgang mit unkomprimiertem Videomaterial professioneller Kameras in 4K mit 120 Bildern pro Sekunde oder 8K ist ein Arbeitsspeicher von mehr als 64 GB durchaus sinnvoll.
Höhere Transferraten und mehr Bandbreite durch PCI-Express 4.0
Auch an anderer Stelle sorgt ein Maximum an Bandbreite für beschleunigte Arbeitsabläufe: AMD führte mit der X570-Plattform und den Ryzen-3000-Prozessoren den schnellen PCI-Express-4.0-Standard ein.
Die entsprechenden Slots verdoppeln die maximale Bandbreite gegenüber PCI-Express 3.0 auf ca. 2 GB/s pro Lane und stellen diese für Grafik- und Erweiterungskarten sowie schnelle NVMe-SSDs im M.2-Formfaktor zur Verfügung. Die aktuellen Grafikkarten von AMD und NVIDIA unterstützen den neuen Standard bereits.
Schnellere Speicher-Laufwerke
Ob Erweiterungskarten mit zusätzlichen M.2-Slots, Capture-Devices für Streaming-Zwecke oder dedizierte Soundkarten, die erhöhte Bandbreite sorgt dafür, dass in die Vollen gegriffen werden kann. Flash-Speicher mit PCIe 4.0 sind inzwischen in großer Vielfalt erhältlich. Diese Laufwerke erreichen sehr hohe Übertragungsraten im Bereich von 5.000 MB/s und mehr.
Diese Palette von Eigenschaften wird schon von der Kombination aus Matisse- oder Vermeer-Prozessor und einer Hauptplatine mit X570– oder B550-Chipsatz abgedeckt. Beide Plattformen bilden eine gute Basis für den Bau eines leistungsstarken Rechners. AMD X570 unterstützt im Vergleich zum B550-Chipsatz mehrere Laufwerke mit PCI Express 4.0.
Was bieten Workstation-Mainboards mit AMD X570?
Die Creator-Mainboards gehen aber noch einige Schritte weiter und bieten spezielle Ausstattungsmerkmale, die zur Konfiguration der idealen Workstation dienen. Bei den Ausstattungsdetails legen die Hersteller dabei Wert auf unterschiedliche Schwerpunkte.

MSI Prestige X570 Creation für besonders viele NVMe SSDs
MSI setzt beim Prestige X570 Creation auf eine besonders solide Spannungsversorgung mit acht echten Phasen und versorgt die CPU über zwei 8-Pin-Anschlüsse mit reichlich elektrischer Energie. Eine effiziente Heatpipe-Kühlung und ein leiser PCH-Kühler mit Doppelkugellager sorgen für einen stabilen Betrieb unter Dauerlast. Auch für die Kühlung der in den zwei M.2-Slots einbaubaren SSDs ist mittels großflächiger Passivkühler gesorgt.
Dank einer mitgelieferten PCIe-4.0-Erweiterungskarte können ab Werk insgesamt vier M.2-Laufwerke installiert werden. Auf diese Weise kann der Rechner mit einer großen Menge schnellen Flash-Speichers für die Videobearbeitung bestückt werden.

Schnelle Laufwerke sind insbesondere bei der Verarbeitung von 4K- und 8K-Videomaterial sinnvoll. Sie erlauben das Betrachten des Videomaterials bei voller Auflösung in Echtzeit. Insgesamt sind drei PCIe-4.0-x16-Slots vorhanden. So können bis zu drei Grafikkarten im Verbund genutzt werden.
An der I/O-Blende der Hauptplatine befinden sich neben zahlreichen USB-3-Anschlüssen auch Antennenanschlüsse für schnelles WLAN 802.11ax und zwei Netzwerkanschlüsse, von denen einer eine maximale Geschwindigkeit von 10 Gbit/s unterstützt. So wird ein schneller Datenaustausch mit Netzwerkspeichern und Servern gewährleistet.

ASRock X570 Creator mit Thunderbolt 3
Eine dedizierte Erweiterungskarte für M.2-Laufwerke spendiert ASRock dem X570 Creator nicht. Stattdessen setzt der Hersteller auf Konnektivität: Neben zahlreichen USB-Anschlüssen, Dual-LAN und den WLAN-Antennenanschlüssen befinden sich gleich zwei Thunderbolt-3-Anschlüsse an der I/O-Blende der Platine.
Über Thunderbolt 3 ist die externe Anbindung von PCI-Express-Geräten möglich. So können neben der üblichen Peripherie, Smartphones und Tablets auch externe Grafikkarten und portable NVMe-SSDs mit dem Rechner verbunden werden. Die Schnittstelle erreicht eine maximale Übertragungsrate von 40 Gigabit pro Sekunde.

Auf dem Mainboard selbst befinden sich zwei M.2- und drei PCIe-4.0-x16-Steckplätze. Für eine schnelle Netzwerkanbindung sorgen auch beim ASRock X570 Creator ein 10-Gigabit-Anschluss sowie WLAN 802.11ax.
Die Leistungsaufnahme der CPU wird per 8-Pin- und 4-Pin-Stecker gedeckt. Auf den Spannungswandlern ist eine großflächige Heatpipe-Kühlung verbaut, sodass diese auch bei intensiver Beanspruchung kühl bleiben. Der Chipsatz wird aktiv und die in den M.2-Slots platzierten SSDs passiv gekühlt.

ASUS Pro WS X570-ACE mit Enterprise-Featuers
Das ASUS Pro WS X570-ACE bietet acht reale Phasen. Der Hersteller setzt durchweg auf hochwertige elektrische Bauteile und einen im Vergleich zu den oben genannten Modellen schlichten, sachlichen Look. Die AM4-Hauptplatine unterstützt Arbeitsspeicher mit ECC (Error-Correcting Code). Diese Speichermodule werden üblicherweise in Servern eingesetzt und sind in der Lage, mittels einer Kodierung Fehler im RAM zu erkennen und zu korrigieren.
Eine weitere Besonderheit dieser Hauptplatine sind die drei PCIe-4.0-x16-Slots, die gleichzeitig mit jeweils acht Lanes (PCIe 4.0 x8) genutzt werden können. So wird eine enorme Bandbreite für separate Erweiterungskarten mit M.2-Slots oder mehrere Grafikkarten gleichzeitig bereitgestellt. Darüber hinaus bietet das Board einen U.2-Anschluss für Enterprise-SSDs und einen 10-Gigabit-LAN-Port für eine schnelle Netzwerkanbindung.

Eine zusätzliche Grafikkarten-Halterung liegt dem Mainboard bei. Diese sorgt für mehr Stabilität und durch die Möglichkeit zur Montage eines 120-Millimeter-Lüfters auch für eine bessere Kühlung von bis zu zwei Grafikkarten. Jedes ASUS Pro WS X570-ACE wird in einem 24-Stunden-Stresstest bei 45° C Raumtemperatur und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit auf seine Verlässlichkeit geprüft.
High-End mit Hausmitteln?
Die Herangehensweisen der Hesteller an das Thema Workstation sind unterschiedlich. Trotzdem basieren sie auf dem gleichen Gedanken: Den Bau einer echten Workstation mit herkömmlichen Desktop-Prozessoren wie den Ryzen-CPUs der dritten Generation zu ermöglichen.
Den Grundstein setzt AMD mit der Erhöhung der CPU-Kerne, der Unterstützung von 128 GB Arbeitsspeicher und PCI-Express 4.0. Ergänzend setzen die Mainboard-Hersteller auf hochwertige Bauteile, intensive Kühlung und die aktuellsten Schnittstellen, um ein solides Fundament für den professionellen Einsatz zu erschaffen.
Mit den neuen Ryzen-5000-CPUs erweitert AMD außerdem den Horizont der AM4-Plattform und bietet Kreativen ein attraktives Portfolio leistungsstarker Prozessoren. Mit Zen 3 gehört langes Warten der Vergangenheit an. Die Technik setzt deiner Fantasie keine Grenzen mehr.